Abgeordnete informieren sich über ökologische Geflügelzucht auf dem Geflügelhof Schubert

13. Oktober 2015

Der Ruf der Geflügelzucht in Großbetrieben hat in den vergangenen Jahren stark gelitten. Bilder von kranken und federlosen Tieren in riesigen Hallen mit mehreren zehntausend Tieren auf engstem Raum haben für viel Aufregung in der öffentlichen Wahrnehmung gesorgt. Dass es auch anders geht beweist Peter Schubert, Inhaber des gleichnamigen Geflügelhofes in Unterrüsselbach.

Peter Schubert hat sich die ökologische und biologische Aufzucht von Junghennen nach Demeter-Standard auf die Fahnen geschrieben. „So wie es bei uns ist kann es nicht überall sein, aber für mich sind die Tiere nicht nur eine Ware, ich habe Bezug zu ihnen“, erklärte Peter Schubert seinen Gästen.

Zusammen mit Ute Vogt, stellvertretende Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion für den Bereich Landwirtschaft und Tierschutz, dem Bamberger Bundestagsabgeordneten Andreas Schwarz und Vertretern des BBV-Kreisverbandes Forchheim besuchte die Bayreuther Staatssekretärin Anette Kramme den Betrieb.

Schubert hatte die Hühnerzucht in Unterrüsselbach vor 13 Jahren übernommen und vor sieben Jahren auf ökologische Aufzucht umgestellt. Seit fünf Jahren arbeitet er nach Demeter-Richtlinie, was seinen 38000 Junghennen und 2000 Legehennen ein artgerechtes Leben garantiert. Der Demeter-Standard garantiert den Hühnern ausreichend Platz und regelt sowohl die Ausgestaltung der Ställe als auch das gegebene Futter.

Im Gegensatz zum bei konventioneller Haltung gegebenen Kraftfutter verfügt das Ökofutter über eine geringere Energiedichte. Dies sorgt dafür, dass die Hennen schneller wieder Hunger bekommen und so mehr Zeit mit der Futtersuche verbringen.

Zusammen mit anderen Maßnahmen sorgt dies dafür, dass sich die Hühner nicht gegenseitig verletzen und friedlich zusammen leben können. „Ich bin froh, dass ich das hier gesehen habe. Es zeigt mir, dass es auch etwa ohne Schnabelkürzen geht. Ich habe schon einige Geflügelhöfe gesehen und freue mich, dass es auch anders funktionieren kann“, meinte Ute Vogt, die auch stellvertretendes Mitglied im Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft ist.

Ein großer Kritikpunkt in der Geflügelzucht ist die Tötung männlicher Küken in der Zucht von Legehennen. Etwa 44 Millionen Küken werden derzeit pro Jahr in Deutschland geschreddert oder mit Kohlenmonoxid vergast. Seit einigen Jahren nimmt Peter Schubert am „Projekt Brudertier“ teil, das die Bioverbände in Deutschland ins Leben gerufen haben.

Ziel des Projektes ist es, männliche Küken als Masthähnchen mit aufzuziehen. Allerdings unterscheidet sich das feste Fleisch dieser Gockel von den für auf Mast spezialisierten Rassen. „Der Verbraucher nimmt dieses Fleisch nicht so gut an, es unterscheidet sich in Farbe und Geschmack von dem hellen Hühnerfleisch, dass üblicherweise verkauft wird. Den Geschmack des dunkleren Schenkelfleisches meiner Gockel kennen nur noch die Älteren“, erklärt Peter Schubert.

Um diese Aufzucht zu finanzieren, verteuern sich die Bio-Eier um etwa drei bis vier Cent. Doch so können an die 20000 Hähne auf seinem Hof wachsen und gedeihen. Das Fleisch wird vor Ort in eigener Produktion zu Hühnersuppe, Sülze oder Nudelsauce verarbeitet.

Schubert verfolgt noch einen anderen Ansatz. Für ihn ist es ein Dorn im Auge, dass die Züchtung mittlerweile in der Hand von zwei großen Unternehmen ist, die mit 80 Prozent Anteil den Weltmarkt beherrschen. „Die Züchtung ist Allgemeingut und gehört zurück zu den Landwirten“.

Skeptisch steht er Plänen gegenüber, mit aufwändiger Technik künftig das Geschlecht des Kükens bereits im Ei zu bestimmen. „Die dafür nötige Technik ist mit mehreren Millionen Euro extrem teuer und kann wieder nur von einigen wenigen großen Konzernen genutzt werden. Das wird den Geflügelmarkt nur unnötig weiter auf Großkonzerne fokussieren. Dies würde den Tod der bäuerlichen Initiative bedeuten. Abgesehen davon tötet man immer noch Leben. Zwar keine flauschigen Küken, aber Embryos“, erläuterte Schubert.

Für die Abgeordneten war es ein sehr aufschlussreicher Besuch. „Die gewonnenen Informationen aus der Praxis werden für uns in den politischen Debatten sehr hilfreich sein. Ich habe einen fantastischen Eindruck gewonnen, zudem ist der Geflügelhof einer von nur zwei Demeterbetrieben in Deutschland. Herr Schubert hat gezeigt, dass Geflügelzucht ökologisch und zudem wirtschaftlich erfolgreich möglich ist“, so Anette Kramme.

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