Tatort Autobahn. Mehrere zehntausend Fahrzeuge passieren täglich den Autobahnabschnitt zwischen den Anschlussstellen Hormersdorf und Gefrees auf der vielbefahrenen A9, für dessen Sicherheit die Verkehrspolizeiinspektion Bayreuth zuständig ist. Zu ihrem Revier gehört auch ein Teilstück der A70 zwischen dem Autobahnkreuz Bayreuth/Kulmbach und der Anschlussstelle Stadelhofen.
Die Aufgaben der Polizeibeamten an ihrem Arbeitsplatz Autobahn sind so vielschichtig wie die Menschen, mit denen sie es Tag für Tag zu tun bekommen. „Wo Menschen sind, gibt es eben auch Unfälle, Straftaten und Situationen, in denen Hilfe benötigt wird. Dann sind wir zur Stelle“, erläutert Polizeirat Günter Schönfelder seinem Gast in der Inspektion in der Oberkonnersreuther Straße in Bayreuth. Die Parlamentarische Staatssekretärin Anette Kramme war gekommen, um sich über die Arbeit der Verkehrspolizei zu informieren.
Kriminalitätsbekämpfung im Rahmen der Schleierfahndung, Schwerverkehrskontrollen durch speziell ausgebildete Schwerlast- und Gefahrguttrupps, Ermittlungs- und Fahndungsdienst auf den Autobahnen und Bundesstraßen, Unfallfluchtfahndung sowie Wahrnehmung allgemeinpolizeilicher Aufgaben auf den Schnellstraßen. Was sich nach sperrigem Beamtendeutsch anhört, spiegelt den Alltag der Beamten wider.
„Gerade die polizeiliche Begleitung des Schwerlastverkehrs stellt uns vor große Herausforderungen. Sie bindet viele Dienststunden unserer Beamten“. Wer derzeit in den Nachtstunden die A9 befährt weiß, wovon die Rede ist. Unzählige große Bauteile für Windkraftanlagen werden quer durch Deutschland transportiert. „Aber auch riesige Transformatoren, Tanks und schwere Lokomotiven passieren unseren Abschnitt“, so Schönfelder.
Anette Kramme kennt die Problematik. Bei einem Besuch eines großen Bauunternehmens hatte der Unternehmer sein Verständnis für die Polizeibeamten geäußert. Das Bauunternehmen baut derzeit einen Windpark an der A70, der allein über 260 Transporte auf der Autobahn nötig macht.
Ein weit verbreitetes Problem auf deutschen Autobahnen ist auch der Drogenschmuggel, wie ein Polizeioberkommissar aus der Ermittlungsgruppe zu berichten weiß. Hier dürfe man sich auch nicht immer das typische Bild eines Drogensüchtigen vorstellen. Viele Montagearbeiter hätten beispielsweise Crystal Speed dabei, um ihr Wochenpensum so schnell zu schaffen, dass sie schon am Donnerstagabend wieder in die Heimat fahren können. Auch unter Lkw-Fahrern wird die stark aufputschende Droge immer mehr zum Problem. Die Bandbreite der von den Fahndern sichergestellten Drogen sei breit. „Wir haben es hier mit allem zu tun, was der Markt hergibt“, so Schönfelder.
Vielbeschäftigt sind auch die Beamten des Schwerlast- und Gefahrguttrupps. Zum einen müsse jeder Schwertransport, der die Landesgrenze von Thüringen nach Bayern überquert, auf seine Verkehrskonformität hin kontrolliert werden.
„Wir können schließlich nur solche Transporte begleiten, die der Straßenverkehrsordnung entsprechen“. Zum anderen wird die A9 tagtäglich von tausenden Lkw frequentiert, die stichprobenartig bei den Kontrollen überprüft werden müssen. Ungesicherte oder zu schwere Ladung, kaputte Bremsen, abgefahrene Reifen, all das wird von den Beamten erkannt.
Das stetig steigende Aufkommen an Lkw bringt zunehmend die Stellplatzkapazitäten zur Einhaltung der Ruhezeiten für die Fahrer entlang der A9 an ihre Grenzen. „Die Anzahl an Stellplätzen muss dringend erhöht werden. In Einfahrtsbereichen zu Parkplätzen parkende Lkw stellen ein enormes Sicherheitsrisiko dar. Natürlich haben wir Verständnis für die Lkw-Lenker, aber wir müssen eben auch für die Sicherheit der anderen Verkehrsteilnehmer sorgen“, meint Schönfelder.
„An diesem Problem sind wir seit Jahren dran. Jeweils eine Parkanlage pro Fahrtrichtung ist zwischen Plech und Trockau geplant, die für ein wenig Entlastung sorgen werden“, erklärt Anette Kramme.
Auch die Anzahl von Flüchtlingen, die bei Kontrollen auf der A9 von den Beamten festgestellt werden, steigt immer weiter an. Ob in Fernbussen oder in privaten Fahrzeugen, die A9 ist eine beliebte Route für die Reise nach Berlin oder weiter nach Skandinavien. Es muss geklärt werden, ob sich die Menschen schon in Europa registriert haben, oder ob sie sich illegal in Deutschland aufhalten.
„Es sind ja keine Straftäter, mit denen wir es hier zu tun haben. Aber ihr Status muss festgestellt werden. Manche verweisen wir an die Erstaufnahmeeinrichtung nach Zirndorf, wenn sie in Deutschland bleiben möchten. Andere treten ihre Weiterreise etwa nach Schweden oder Norwegen an.
Oftmals ist es so, dass sie bei uns auf der Wache das erste Mal nach vielen Wochen schlimmer Erlebnisse zur Ruhe kommen können. Viele sind komplett traumatisiert und verängstigt und können kaum glauben, dass sie bei uns einen Kaffee oder etwas zu essen angeboten bekommen. Sie haben mit der Polizei in anderen Ländern zu viel Schlechtes erlebt, sind wohl geschlagen und misshandelt worden“, erklärt Günter Schönfelder.
Für Anette Kramme gestaltete sich der Besuch sehr aufschlussreich. „Die Beamten der Verkehrspolizei haben einen harten Job, die Autobahn ist ein gefährlicher Arbeitsplatz. Umso höher muss man die Leistung auch einschätzen“.