Hochrangigen Besuch aus Taiwan begrüßte die Parlamentarische Staatssekretärin bei der Bundesministerin für Arbeit und Soziales, Anette Kramme, in Bayreuth. Der seit letzten Herbst neue Repräsentant Taiwans, Prof. Dr. Jhy-Wey Shieh, war auf Einladung Krammes mit einer Delegation in die Festspielstadt gekommen, um sich mit Wirtschaft, Handwerk und Universität auszutauschen.
Trotz der besonderen politischen Situation als chinesische Provinz mit rund 23,5 Mio. Einwohnern ist Taiwan ein funktionierender demokratischer Rechtsstaat. Deutschland ist Taiwans größter Handelspartner in Europa und auch einige oberfränkische Unternehmen unterhalten Handelskontakte zu der Insel vor der chinesischen Küste.
Auftakt des Besuchsprogramms bildete ein Gespräch in der IHK für Oberfranken Bayreuth. Bernd Aßmann, Vorsitzender des IHK-Außenhandelsausschusses, und Wolfram Brehm, stellvertretender Hauptgeschäftsführer, stellten den taiwanesischen Gästen um Prof. Shieh – u.a. war auch der Leiter der Wirtschaftsabteilung, Yuan-Guei Ho, gekommen – den Wirtschaftsstandort Oberfranken vor.
Neben der dualen Ausbildung interessierte sich die Delegation insbesondere für das Thema Erneuerbare Energien. „Taiwan wird aus der Kernenergie bis 2025 aussteigen“, berichtete der taiwanesische Repräsentant. „Wir werden unsere Energiepolitik auf regenerative Energie umstellen und sind deshalb sehr an Kooperationen interessiert.“
„Taiwan ist ein hochinteressanter Partner für die ganze Region mit ihren innovativen Unternehmen“, zog Brehm ein positives Fazit nach dem rund zweistündigen Informationsaustausch.
Die duale Ausbildung in der Praxis ließen sich Anette Kramme und die taiwanesische Delegation dann beim Besuch des Berufsbildungs- und Technologiezentrum der Handwerkskammer für Oberfranken von HWK-Geschäftsführer Rainer Beck erläutern. „In Taiwan beginnen über 90 Prozent der Schulabgänger ein Studium – oft ohne Aussicht auf einen adäquaten Job“, so Anette Kramme. In Taiwan gelte die duale Ausbildung in Deutschland als wichtiger Faktor für den Erfolg der Wirtschaft. Daher war das Interesse des Repräsentanten von Taiwan am deutschen Ausbildungssystem sehr hoch.
In der Bildungszusammenarbeit sind die Kontakte Bayreuths zu Taiwan bereits seit längerem gefestigt. Seit Aufnahme ihres Lehrbetriebs im Jahre 1975 baute die Universität Bayreuth ihre strategischen internationalen Kooperationen aus, auch mit chinesischen Universitäten. Nicht ohne Stolz berichtete Präsident Prof. Dr. Stefan Leible, dass die Universität aktuell mit mehr als zehn Hochschulen in China, Hong Kong und auch Taiwan zusammenarbeite. Mit drei taiwanesischen Universitäten bestehen bereits Kooperationsverträge, u.a. auch mit der Fu Jen, der Alma Mater von Prof. Dr. Shieh. Beim Campus-Rundgang stießen die Taiwanesen dann auf drei Landsfrauen, die derzeit an der Universität Bayreuth studieren bzw. lehren.