Unter die Lupe genommen: Wohnungssituation in Bayreuth

13. Dezember 2016

Bezahlbarer Wohnraum ist knapp, Mieten und Immobilienpreise steigen. Der Wohnungsbau steht in vielen Städten und Landkreisen vor großen Herausforderungen. Auf Einladung von Parlamentarischer Staatssekretärin Anette Kramme kam nun Florian Pronold, der für Bau und Stadtentwicklung zuständige Staatssekretär im Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit, nach Bayreuth, um mit Vertretern der Wohnungsbaugenossenschaften, der Wohlfahrtsverbände sowie des Jobcenters im neuen AWO-Zentrum in der Spitzwegstraße über die Wohnsituation in der Region Bayreuth zu diskutieren. AWO-Vorsitzender Thomas Bauske freute sich, mit zwei Staatssekretären das für Bayreuth wichtige Thema des bezahlbaren Mietwohnungsmarktes besprechen zu können.

Anette Kramme erklärte in ihrer Begrüßung, dass der soziale Wohnungsbau ein Grundanliegen sozialdemokratischer Politik sei. Die Länder seien seit der Föderalismusreform 2006 für die Förderung sozialen Wohnraums zuständig. Eine Aufgabe, der die Staatsregierung, so Kramme, bisher nur unzureichend nachkomme. Staatssekretär Pronold ergänzte, dass der Freistaat im kommenden Jahr nahezu die Landesmittel für die soziale Wohnraumförderung in Bayern halbiere, obwohl der Bund die Mittel für die Länder auf 1,5 Milliarden Euro verdreifacht habe.“

Pronold forderte dazu auf, bei der Errichtung von bezahlbarem Wohnraum auch neue Wege zu gehen. Dies sei auch dem Umstand geschuldet, dass sich der persönliche Wohnraumbedarf im Gleichschritt mit der Erhöhung der Mieten und Immobilienpreise entwickelt habe. Zudem sei die Anzahl der Singlehaushalte gestiegen. Aber auch für Flüchtlinge müsse benötigter Wohnraum geschaffen werden. Von der Maßnahme der Bayerischen Staatsregierung, für den Bau von Flüchtlingswohnungen höhere Fördermittel zu zahlen, hält Pronold nichts: „Wir wollen keine Ghettobildung. Wir wollen bezahlbaren Wohnraum für alle. “

Uwe Prokscha, Geschäftsführer der GEWOG, erläuterte, dass Bayreuth mit Wohnungen im günstigen Preissegment (Durchschnittskaltmiete 4,20 Euro/qm) gut aufgestellt sei. Auch der Leiter des Jobcenters Bayreuth-Stadt, Jürgen Bayer, bestätigte, dass die Mietsteigerungen in Bayreuth bislang eher moderat ausgefallen seien. Er stellte aber fest, dass der Zuzug aus dem Landkreis konstant hoch sei. Um hier entgegen zu wirken, müsse beim ÖPNV nachgebessert werden. „Hier brauchen wir vernünftige Anbindungen, damit auch Schichtarbeiter, Pflegekräfte oder in der Gastronomie Tätige die Möglichkeit haben ohne eigenes Kfz ihren Arbeitsplatz zu erreichen.“

Die Nachfrage nach einfachen Wohnungen ohne Zentralheizung und Balkon sei, so Julia Fick, Geschäftsführerin des Bauvereins, überschaubar. „Anders als in den Ballungsräumen wie München und Nürnberg haben wir noch keine großen Probleme mit bezahlbarem Wohnraum“, so Julia Fick. Mittelfristig sehe sie jedoch das Problem, dass verstärkt alters- bzw. behindertengerechter Wohnraum zu günstigen Mieten gebraucht werde. Etwas differenzierter sah Prof. Dr. Manfred Miosga, Professor für Stadt- und Regionalentwicklung an der Universität Bayreuth, die Situation in der Region Bayreuth. Denn in Teilmärkten gebe es durchaus Engpässe. Während in der Stadt Bayreuth vor allem 1-Zimmer-Wohnungen gefragt seien, würden im Landkreis insbesondere größere Wohnungen für Familien fehlen.

Prokscha wies kritisch auf die neue Energieeinsparverordnung (Enev) für 2016 hin. Diese lege die Messlatte an Energiesparmaßnahmen so hoch, dass die gestiegene Förderung dafür nahezu aufgefressen wird. Das wirke sich natürlich auf die Mieten aus. „Wir arbeiten daran, die Auflagen zu verändern“, erläuterte Florian Pronold.

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