Der stete Zustrom von vor Krieg und Terror flüchtenden Menschen in die Bundesrepublik reißt nicht ab und stellt die Gesellschaft vor Herausforderungen. Diese lassen sich allerdings nur lösen, wenn alle handelnden Akteure zusammenarbeiten. „Ich bin fest davon überzeugt, dass wir es schaffen können. Es ist aber dringend nötig, den Krisenmodus zu verlassen, zu einer verstetigten Politik zurückzukehren und Struktur in unser gemeinsames Handeln zu bringen“, erklärte die Bayreuther Bundestagsabgeordnete und Staatssekretärin Anette Kramme.
Sie hatte Vertreter aus Politik, Kammern und Sozialverbänden zu einem Vernetzungsgespräch eingeladen, um den Grundstein für eine verbesserte Zusammenarbeit zu legen, Einzelinitiativen zu vernetzen und Bündnisse zu schaffen.
„Die jetzige Situation kann aufgrund des prognostizierten Bevölkerungsrückganges sogar eine Chance für Deutschland sein. Allerdings müssen wir anders handeln als es in den fünfziger Jahren des letzten Jahrhunderts mit den Gastarbeitern geschehen ist. Wir müssen auf Probleme eingehen, die in der Zukunft auftreten werden. Nur wenn wir die Organisationsstrukturen vor Ort in die Tiefe hinein verbessern, können wir erfolgreich sein“, so Kramme. Daher plädierte sie für zielgerichtete Runde Tische für Stadt und Landkreis Bayreuth. Diese seien in der Stadt derzeit im Entstehen, so Werner Köstner, Leiter des Sozialamtes Bayreuth.
Kramme ging auf die von der Bundesregierung beschlossenen Maßnahmen ein und erläuterte etwa, dass weitere 10000 Stellen im Bundesfreiwilligendienst für die Betreuung von Flüchtlingen geschaffen werden, was insbesondere auch den Sozialverbänden eine Hilfe sein könne.
Sebastian Peine, Geschäftsführer der Arbeitsagentur Bayreuth berichtete, dass die Bundesagentur für Arbeit 100 Millionen Euro als Sofortmaßnahme investiere, um deutschlandweit 100000 Plätze in Sprachkursen innerhalb der nächsten acht Wochen zu schaffen. Derzeit beträfe diese Maßnahme 80 im Landkreis anerkannte Flüchtlinge.
Der Pegnitzer Bürgermeister Uwe Raab plädierte für maximalen Pragmatismus im politischen Handeln. Minimale Bürokratie und niederschwellige Angebote sollen dabei helfen, die Probleme zeitnah zu bewältigen.
Eines der Hauptziele der IHK sei es, junge unbegleitete Flüchtlinge mit gezielten Schulungen auf den Arbeitsmarkt vorzubereiten. So sei es bisher gelungen, dass in fünf Unternehmen in Oberfranken Flüchtlinge beschäftigt würden und sich rund 20 Jugendliche in Ausbildung befänden, berichtete Christi Degen, Hauptgeschäftsführerin der IHK Oberfranken.
Thomas Koller, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer plädierte dafür, aus dem Feuerwehrmodus herauszukommen und für einen höheren Organisationsgrad und bessere Vernetzung zu sorgen. Die Kammern würden mit zahlreichen Maßnahmen für die Anbindung der Flüchtlinge an den Arbeitsmarkt hin wirken. Dafür benötigten sie aber mehr Informationen über deren Qualifikationen.
Vielfach wird vor Ort die Sorge geäußert, dass die zahlreichen ehrenamtlich tätigen Menschen von den vielfältigen Aufgaben überfordert werden könnten. Daher forderte der Gefreeser Bürgermeister Harald Schlegel eine deutliche Aufstockung von hauptberuflichen Kräften. Er wies zudem darauf hin, dass viele Kommunen im Zuge der demographischen Entwicklung Betreuungsplätze in Kindereinrichtungen abgebaut wurden und so die Gefahr bestehe, nicht allen Flüchtlingskindern die benötigten Plätze zur Verfügung stellen zu können.
Hermann Hinterstößer, Geschäftsführer des Caritasverbandes Bayreuth kritisierte, dass aufgrund der gesetzlichen Regelungen Sprachkurse erst sehr spät bewilligt werden könnten und so unnötig Zeit vergeudet würde. „Es kann mitunter ein Jahr dauern, bis ein Sprachkurs genehmigt werden kann. Diese Zeit könnte man viel sinnvoller zur Integration nutzen“.
Irene von der Weth vom Paritätischen Wohlfahrtsverband regte an, freie Wohlfahrtsverbände finanziell besser zu unterstützen. Vielfach würden sie bei ihrer Arbeit alleine gelassen.
Alle Teilnehmer waren sich einig, dass diese erste gemeinsame Besprechung richtig und wichtig war und in Runden Tischen eine Fortsetzung finden müsse. „Es gilt, zahlreiche Themengebiete zu bearbeiten und gemeinsame Lösungen zu finden. Wenn wir unsere Bemühungen stärker koordinieren und die Zusammenarbeit intensivieren, werden wir erfolgreich sein“, so Anette Kramme.