Zu Besuch bei glücklichen Schweinen

25. April 2016

Artgerechte Schweinehaltung ist mit wenigen Mitteln möglich. Es bedarf nur ein wenig Stroh. Davon konnten sich Parlamentarische Staatssekretärin Anette Kramme und die stellvertretende Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion für den Bereich Landwirtschaft, Ute Vogt, beim Besuch des Hofes von Landwirt Walter Ritter in Schwingen überzeugen. 160 Schweine hat Ritter derzeit. Seit 1998 setzt er statt auf Spaltenböden auf Stroh. „Die Haltung auf Stroh ist zwar arbeitsintensiver, aber wenn man sieht, wie glücklich die Tiere auf Stroh leben, geht einem das Herz auf. Eine andere Haltungsform kommt für mich nicht mehr infrage“, so Ritter.

„Als Schweinhaltung der Zukunft“, bezeichnete Dr. Hermann Meiler, ehemaliger Leiter des Veterinäramtes der Stadt Hof, das Projekt „Strohschweine“ im Landkreis Hof, das auf seine Initiative zurückgeht. Stroh reiche aus, damit ein Schwein einer seiner Lieblingsbeschäftigungen nachgehen könne: dem Wühlen. „Schweine sind von Natur aus neugierig. Sie spielen gerne und kuscheln sich aneinander. Das alles können sie auf Stroh machen.“ Ein weiterer, wichtiger Vorteil der Strohhaltung im Vergleich zur Haltung auf Spaltenböden sei das sichere Bewegen, bei dem Verletzungen wie Sehnenscheiden- und Schleimbeutelentzündungen nahezu nicht mehr vorkommen und die Schweine schmerzfrei aufwachsen können. „Daher relativiert sich auch der Einsatz von Medikamenten. Dass dies von Vorteil für Mensch und Tier ist liegt auf der Hand.“

Dr. Kai Braunmiller, Veterinärdirektor und Vorsitzender der BAG Fleischhygiene, Tierschutz und Verbraucherschutz, ergänzte: „Stroh hat entscheidenden Wert für das Wohlbefinden und die Gesundheit der Tiere. Die Schmerzen der Schweine bei einer Haltung auf Spaltenböden sind tatsächlich tierschutzrelevant. Es ist der Punkt erreicht, an dem gehandelt werden muss.“

„Es ist schön zu sehen, wie sich die Tiere hier wohlfühlen“, zogen Ute Vogt und Anette Kramme ein positives Fazit des Besuchs. Die beiden Politikerinnen sagten ihre Unterstützung zu im Kampf fürs Stroh. Und noch einen Pluspunkt der Strohschweine machten sie aus – der Stallgeruch ist deutlich angenehmer als in den herkömmlichen Ställen.

Die tierfreundlichere Haltung kostet mehr Geld und Fleisch von glücklichen Schweinen auch. Seit Januar 2015 verkauft und verarbeitet die Landmetzgerei Strobel aus Dörnthal bei Selbitz nur noch Fleisch von Schweinen, die auf Stroh gehalten werden. „Strohschweine haben eine bessere Fleischqualität. Sie haben festeres Fleisch und beim Braten kommt es zu deutlich weniger Aussaften. Das merkt man auch beim Geschmack. Unsere Kundschaft weiß das zu schätzen“, erklärte Stephanie Strobel beim Besuch der SPD-Politikerinnen.

Das Konzept der Strohschweine könne aber nur funktionieren, wenn auch der Landwirt für seinen Mehraufwand ausreichend entschädigt wird. Rüdiger und Stephanie Strobel zahlen ihren meist kleineren bäuerlichen Lieferanten in der Umgebung, darunter auch Landwirt Walter Ritter, daher garantiert 20 Cent Aufschlag je Kilo Lebendgewicht.

„Am Beispiel der Metzgerei Strobel kann man sehr gut sehen, was die Genussregion Oberfranken wirklich ausmacht. Qualität und Frische der Produkte stehen bei uns im Vordergrund. Von der Rindfleischwurst aus Hof bis hin zum guten Bier in ganz Oberfranken, hier kann man Genuss pur erleben“, resümierte Landtagsabgeordneter Klaus Adelt.

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